Gießener Anzeiger vom 05.10.2013
TIERDRAMA Im Licher Waldschwimmbad ist ein Schwan verschwunden / Anzeige erstattet / „Wir haben damit nichts zu tun“
KREIS GIESSEN (mbr/kjg).
Wo ist der andere Schwan? Fakt ist: Es gibt im Lieber Waldschwimmbad nur noch ein Tier, bis Ende der vergangenen Woche waren es zwei. Was mit dem zweiten geschehen ist, darüber gibt es widersprüchliche Aussagen. Die Polizei ermittelt, berichtete deren Sprecher Willi Schwarz. Es bestehe der Verdacht wegen eines Verstoßes gegen das Bundesjagdrecht und gegen das Tierschutzgesetz. Ein toter Schwan sei noch nicht gefunden worden, einen Beschuldigten gebe es auch nicht, da die gestellte Anzeige sich gegen unbekannt richtet.
In Lich sei am vergangenen Wochenende am Waldschwimmbad ein Höckerschwan abgeschossen worden – diese Information wurden dem Tierschutzverein TierfreundLich sowie dem Licher NABU anonym zugespielt. Die beiden Vereine erhielten Faxe, Anrufe, Handybilder und auch ein Video. Daraufhin erstattete die NABU-Gruppe Anzeige gegen unbekannt. Die Tötung des Vogels sei eine Straftat und müsse entsprechend geahndet werden, sagte der Leiter der NABU-Gruppe, Klaus-Peter Emrich. Auch sei die Frage zu stellen, ob bei diesem Akt Menschen in Gefahr gebracht worden seien. Bilder und Federn des Schwanes seien der Polizei zur Verfügung gestellt worden.
Aus den Informationen, die TierfreundLich zugingen, heißt es: „Auf der Liegewiese des Waldschwimmbades sind Federn und Blutspuren gefunden worden. Die Blutspuren führten von der Liegewiese durch die wegen einer Gesellschaftsjagd unverschlossene Tür des Waldschwimmbades bis zur Jagdhütte.“ Da im Bad ein Fest stattfand, hätten sich alle ein eigenes Bild von der Situation machen können. Die Besucher seien traurig und empört gewesen, heißt es in der Mitteilung, die dem Anzeiger vorliegt. Die Pressesprecherin des Landkreises GieBen, Meike Bartz, sagte auf Anfrage, die Untere Jagdbehörde prüfe den Vorfall. Noch sei nicht sicher, ob der Schwan abgeschossen worden sei, und wenn ja, ob es mit Absicht geschah.
Klaus Lotz 1. Vorsitzender des Waldschwimmbadvereins, meinte, dass er vor dem besagten Fest beide Tiere „quietschlebendig“ gesehen habe. Am anderen Tag war nur noch einer da. Der andere Vogel war jedoch schon weg, bevor die Entenjagd begann. Einzig Federn und Blut seien gefunden worden. Fakt sei: „Der Schwan ist weg. Ob er tot ist, kann keiner wissen.“ Vielleicht habe ihn auch ein anderes Tier gerissen, äußerte Lotz einen Verdacht. Das müsse ein „Riesenfuchs“ oder ein „superstarker Waschbär“ gewesen sein, so Jörg Hessler. Dem Jagdaufseher in Diensten des Fürstliches Hauses oblag die Leitung der Jagd. „Glauben Sie mir, niemand hat ein so großes Interesse daran wie wir, dass geklärt wird, was mit dem Schwan geschehen ist“, so Hessler gegenüber dem Anzeiger. Als die Jagdgesellschaft gekommen sei, habe es schon ausgesehen, als ob „Frau Holle“ da gewesen sei. „Wir haben mit diesem Vorfall nichts zu tun. Es war ein unglücklicher Zufall, dass just an diesem Tag Jagd war.“ Fakten gebe es bedauerlicherweise keine – im anderen Fall hätte er im Namen des Fürstlichen Hauses als Eigentümer des Grundstücks schon Anzeige erstattet.