Schicke Ringe für die 2014er Störche aus dem Niederried


Gießener Allgemeine vom 18.06.2014

Gestern bei Lich

Gießen/Lich (nab). Schicke Ringe tragen seit Dienstag die drei Storchenkinder im Niederried bei Lich. Die Teile sind quasi ihr Personalausweis, ausgestellt von der Vogelwarte Helgoland. Vogelbeobachter lesen später durchs Fernglas die Ziffern, können die Identität der Tiere ermitteln.

Mit Hilfe von Stadtbrandinspektor Marco Römer und Zugführer Hans-Dieter Schnepf von der Freiwilligen Feuerwehr Lich und deren Drehleiter näherte sich Udo Seum aus Reichelsheim, der Beringer der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz, dem Nest.

Die Jungtiere sind gut einen Monat alt, berichtete Dr. Achim Zedler, der Naturschutzbund-Kreis Vorsitzende. Die Storcheneltern sind nicht identisch mit dem Paar, das drei Jahre in Folge im Niederried brütete. Einen der Störche konnte man durch seine Beringung der Vogelwarte Hiddensee zuordnen. Er war gut 500 Kilometer von Lich entfernt, in Mecklenburg-Vorpommern, beringt worden. Die beringte Mutterstörchin, die noch im vergangenen Jahr zwei Jungtiere in Lich großzog, brütete in diesem Jahr in einer Kolonie mit acht Paaren im Großraum Hungen.

Die Jungstörche aus dem Niederried-Horst bei Lich duckten sich weg, als gestern gegen Abend Udo Seum zu ihnen hochstieg, um sie zu beringen. Das kleine Foto zeigt Seum (2. von rechts) mit seinem Helfer Rolf Braun sowie den Naturschutzbund-Aktiven Klaus-Peter Emrich und Dr. Achim Zedler. (Fotos: nab)

 

»Das Besondere an dieser Brutkolonie ist, dass sieben Paare auf abgebrochenen Bäumen brüten«, erläuterte Zedler. Fünf weitere, erfolgreich brütende Paare gibt es im Landkreis, darunter in Muschenheim, Utphe und – zum ersten Mal – in der Wieseckaue bei Gießen. Sie alle hätten zwei bis drei Jungtiere. Hinzu kommen acht weitere Paare an der Kreisgrenze. »Das ist unglaublich und hätte sich vor zehn Jahren noch niemand vorstellen können«, sagte Zedler. Nach mehr als 40 Jahren Abstinenz brüten in Lich beispielsweise wieder seit sieben Jahren Störche. Bundesweit gibt es 4500 Brutpaare. Dennoch sei die Allgemeinsituation nicht zufriedenstellend. Eine zu intensive landwirtschaftliche Nutzung von Flächen verhindere, dass sich Störche niederließen. »So schaffen wir es in absehbarer Zeit nicht, dass Störche in Pohlheim oder Fernwald brüten.«