Vor allem kleine Vögel unterwegs


Gießener Allgemeine vom 06.10.2014

Beobachtungstag der NABU-Gruppen in Lich, Pohlheim und Heuchelheim

Gießen (tma). Bei den Veranstaltungen zur Vogelzugbeobachtung am Wochenende im Landkreis prägten vor allem Kleinvögel das Bild. Sowohl am Licher Niederried, an der Grüninger Warte als auch bei Kinzenbach war die Feldlerche am stärksten vertreten. Ebenfalls häufig wurden Stare und Wiesenpieper von den Beobachtern gesehen. Vierzig verschiedene Arten gab es in Lich zu beobachten, 28 in Pohlheim und 26 in Kinzenbach.

Zur Beobachtung bezogen am Samstag sieben Gäste mit Klaus-Peter Emrich und Roland Graf vom NABU Lich ihre Station. Unter den 40 Arten, die am Niederried ziehend oder rastend festgestellt wurden, waren bereits einige winterliche Vorboten. So wurden Bergfinken, Rotdrosseln und Ringdrosseln gesehen. Auch Haubenlerchen, weit über 100 Feldlerchen, 23 Bekassinen und 39 Stare überquerten das Feuchtgebiet bei Lich. Zum Teil fielen die Arten zur Rast ein, so wie ein Teil der 43 Krickenten, außerdem Alpenstrandläufer, Sandregenpfeifer und Waldwasserläufer.

An die Grüninger Warte waren am Sonntag 22 Besucher gekommen, wo sie vom NABU Langgöns mit Martin Wenisch und dem NABU Holzheim/Dorf-Güll/Grüningen mit Reiner Holler, Herbert Görl und Martin Becker auch bewirtet wurden. Zahlenmäßig war der Star mit über 300 Vögeln am stärksten vertreten. Am »Hoinkdippe« wurden unter anderem ziehende Goldammern, Bachstelzen, Baum- und Wiesenpieper, Lerchen, 17 Rotmilane und 14 Kormorane beobachtet. Weiterhin waren viele Finken zu sehen, ein Steinschmätzer, vier Kiebitze und auch hier eine Ringdrossel.

Viele Stare zu sehen

Am Kinzenbacher Wasserhochbehälter trafen sich gestern Morgen zwölf Beobachter zur Gemeinschaftsveranstaltung der NABU-Gruppen Heuchelheim-Kinzenbach, Rod-heim-Bieber, Launsbach und Krofdorf-Gleiberg unter der Leitung von Gerhard Wiese. Marion Wiese und Irmhild Hepp hatten für einen Imbiss gesorgt. Die Gruppe wanderte bis zum NABU-Schutzgebiet »Steinkaute« – mit Blick aufs Lahntal. Unterwegs informiert Gerhard Henkelmann über die zur Landschaft und ihrer Geologie.

Wegen des Nebels waren die Durchzügler über der Hochebene besser zu beobachten. Von diesen war der Star (124) am häufigsten zu sehen, gefolgt von Feldlerche (89) und Wiesenpieper (26). Ein größerer Trupp Bluthänflinge flog auf den frisch bestellten Äckern umher. Auch vier Rotmilane, einzelne Sing- und Misteldrosseln, ein Sperber und ein Habicht zogen vorüber. Auf einem Feld am Aussiedlerhof waren noch zwei Türkentauben zu sehen – diese Vogelart breitete sich in der Nachkriegszeit aus dem nahen Osten nach Mitteleuropa aus und wird aktuell wieder seltener. In der »Steinkaute« rasteten zwei Hausrotschwänze, die mit Goldammern die besonnten Felswände nach Insekten absuchten. Auch ein rastender Zilpzalp turnte durch das Gebüsch auf Nahrungssuche. Es wurde ein rufendes Rebhuhn gehört, was Wiese erfreut zur Kenntnis nahm. Es blieb jedoch in einem Brachstreifen versteckt. Rebhühner sind keine Zugvögel, bei Schneelage sind sie aber in milderen Gebiete wie Flussauen zu finden. Gut zu sehen war hingegen ein Mittelspecht, der zum Ende des Treffens über die offene Landschaft flog und die Bäume am Wasserbehälter absuchte.

Bei den Veranstaltungen gaben die Referenten Erläuterungen zu den Vogelarten, woran man sie erkennen kann und wohin sie ziehen. Dabei wurde auch deutlich gemacht, dass es kaum eine Vogelart hierzulande gibt, die nicht zieht. Selbst Rotkehlchen und Blaumeisen gehören dazu, auch wenn sie ganzjährig im Mittelhessischen zu sehen sind. Vögel und andere wandernde Tierarten machen nicht an politischen Grenzen Halt, deswegen müssten Schutzbemühungen international greifen: Der Schutz von Brutpopulationen helfe nur dann nachhaltig, wenn die Vögel auch auf dem Durchzug und in den Winterquartieren möglichst wenigen Gefahren ausgesetzt sind, hieß es.

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GAL-14-10-06Im NABU-Schutzgebiet »Steinkaute« haben die Beobachter einen guten Blick auf vorbeiziehende Vögel. (Foto: tma)

Unterschiedliche Lebensräume

Bei den Veranstaltungen machten die Experten deutlich, wie wichtig verschiedene Rastlebensräume sind. Während Gehölzbewohner wie Meisen, Grasmücken und Laubsänger sowie Drosseln in Wald, Feld und Gärten sehr viele Ruheplätze finden, seien auch Gewässer und ungestörte großräumig offene Landschaften wichtig: Manche Vogelarten lieben die freie Rundumsicht, und somit rasten sie zum Beispiel in gehölzarmen Auengebieten wie Kraniche oder auf freien Äckern in Kuppenlage wie Kiebitze und manche Greifvögel. Watvögel und Enten benötigen Gewässer und Schlammbänke. Neben ungestörten Plätzen zum Ausruhen müsse auch das Nahrungsangebot stimmen. Hier könne jeder durch naturnahe und giftfreie Gartengestaltung beitragen. In der Feldlandschaft helfen Stoppeläcker, Brachen, Wiesenwege und Randstreifen. Von rastenden Vogeltrupps sollte man Abstand halten und Hunde anleinen.

Nächstes Wochenende findet der Zugvogelbeobachtungstag auf dem Altenberg bei Odenhausen (Lollar) statt – von 10 bis 17 Uhr. Organisatorin ist die Arbeitsgemeinschaft der Lollarer NABU-Gruppen.