Es bleibt schwierig


Gießener-Allgemeine vom 06.05.2024
Von: Monika Jung

Großes Interesse am Abend rund um den WolfLich (moj). Die NABU-Ortsgruppe Lich hatte mit dem NABU-Kreisverband Gießen kürzlich zur Informationsveranstaltung zum Wolf in den Kultursaal des Bürgerhauses eingeladen. Die Aktualität des Themas sorgte für einen vollen Saal. Inge Till von der Landesarbeitsgruppe Wolf des Naturschutzbundes Hessen eröffnete ihr Referat mit einem historischen Rückblick.

Muss man ihn fürchten? Ausgewachsener Wolf. © Red

Till: »Vor über 150 Jahren wurde der Wolf in Deutschland ausgerottet. Inzwischen ist er in seine alte Heimat zurück gekehrt.« Die Rückkehr der Wölfe begann im Jahr 2000. Aus Polen kommend hatten sie sich in der Lausitz niedergelassen. Im November 2022 befanden sich in Deutschland laut offiziellem Monitoring 161 Rudel, 43 Paare und 21 sesshafte Einzeltiere.

Vielfach begegnen die Menschen dem Wolf mit Angst und Vorurteilen. Neben der Freude über die Rückkehr des Wolfes gibt es oftmals Skepsis, Verunsicherung und vor allem viele Fragen, denn die Rückkehr des Wolfes kann zu Konflikten mit Nutztieren führen. Wölfe ernähren sich zwar zu rund 99 Prozent von Wildtieren wie Rehen, Wildschweinen, Damwild, Rotwild und Anderen. Nutztiere machen mit 1,6 Prozent der Nahrung einen sehr geringen Anteil aus. Im Jahr 2022 waren es 22 Übergriffe, die nachweislich von Wölfen in Deutschland ausgegangen sind. Die Folge: Über 60 tote Schafe, Lämmer, Rinder. Mit einer guten Vorsorge im Vorfeld könne man Übergriffe auf Nutztierherden aber minimieren.

Die Errichtung von Schutzzäunen gehört mittlerweile zum Standard beim Herdenschutz, Elektrozäune mit mindestens 90 cm hohen Netzen würden einen guten Grundschutz bieten, eine Höhe von 1,20 Meter sei die sicherere Variante.

Drei Rudel mit Jungen sowie drei Einzeltiere sind in Hessen bisher nachgewiesen, vor allem in Nord und Osthessen. Im Kreis Gießen gab es in den vergangenen Jahren drei belegte Sichtungen von durchziehenden Wölfen: In Linden, Biebertal und Grünberg. Die Expertin Till hofft nach eigenen Worten auf größere Versachlichung und weniger Emotionen beim Thema »Wolf«. Es folgten Ausführungen von Jos Hornung vom Wolfszentrum des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG).

Der Referent informierte über »Wolfsmonitoring und Schadensbegutachtung«. Außerdem stellte er die vom Land angebotene Beratung und die Unterstützung bei Anschaffung von Herdenschutzmaterial sowie die Vorgehensweise bei einem Schadensfall durch Wölfe vor.

„Ich wünsche mir mehr Sachlichkeit und weniger Emotionen“

Inge Till, Landes-AG Wolf

Die anschließende Diskussion zum Thema leitete Dr. Achim Zedler vom NABU-Kreisverband. Der Moderator hatte viel zu tun, denn das brisante Thema sorgte für eine 190-minütige Veranstaltung, so dass aus Zeitgründen nicht alle Fragen beantwortet werden konnten. Die gesetzlichen Vorgaben bei einem Schadensfall sowie die hohen bürokratischen Hürden und mangelhafte finanzielle Unterstützung für Schutzmaßnahmen waren häufig geäußerte Kritikpunkte der Landwirte und Viehzüchter, denn die Weidezäune seien teuer – trotz der Zuschüsse vom Land.