Gießener Allgemeine vom 06.11.2014
Filmemacher Zimmermann zeigt »Deutschlands Wilde Vögel«
Lich“ (con). Der Kinosaal ist dunkel und still. Dann tönen Vogelschreie aus den Lautsprechern. Es scheinen Möwen zu sein. Nach einem Moment erscheint ein Bild auf der Leinwand, erst verschwommen, dann schärfer werdend: die Klippen von Helgoland. Tausende Vögel brüten dort in einer atemberaubenden Kulisse. Bilder dieser Art machen den Film »Deutschlands wilde Vögel – Die Reise geht weiter« von Filmemacher Hans-Jürgen Zimmermann aus.
Bereits vor einem Jahr war er im Licher Kino »Traumstern« mit dem ersten Teil seines Filmes zu Gast. Auch diesmal konnten er und der ausrichtende NABU-Ortsverband sich über 100 Besucher freuen. Im Anschluss sprach Zimmermann mit den Besuchern über seinen Film, der erst seit wenigen Tagen in den Kinos zu sehen ist.
Teil drei ist in Arbeit
Die Reise beginnt am Nebelhorn in Oberstdorf. Im südlichsten Zipfel Deutschlands sind die Alpendohlen zu Hause. Obwohl der Berg tagtäglich tausende Wanderer anlockt und nicht gerade ein üppiges Nahrungsangebot herrscht, gehen die schwarzen Vögel dort auf Beutesuche.
Die nächste Station sind die Rieselfelder bei Münster. Die ehemalige Kläranlage der nordrhein-westfälischen Stadt hat sich mittlerweile zu einem wahren Vogelparadies gemausert, die zahlreiche gute Beobachtungsmöglichkeiten bietet. Genau auf solche Plätze, an denen »der Zuschauer genauso wie im Film die Vögel problemlos beobachten kann«, möchte Zimmermann hinweisen.
Deswegen verzichtete er auf einige Szenen bewusst, etwa dem Lummensprung auf Helgoland. Dort endet die filmische Reise durch Deutschlands Vogelwelt an der Langen Anna. Die 47 Meter hohe Felsnadel ist Brutstätte für Tausende Vögel, darunter Basstölpel und Trottellummen. Letztere brüten auf schmalen Felsvorsprüngen mitten in der Steilwand. Von den Besucherwegen aus lassen sie sich dabei gut beobachten. Ungefähr drei Wochen nach dem Schlüpfen springen die Küken allerdings aus über 40 Metern hinab ins Meer – und das, obwohl sie mit ihren Stummelflügelchen noch gar nicht fliegen können. Die meisten überleben den Sturz dank Fettschicht und Landung im Wasser. Jedoch – dies geschieht immer mitten in der Nacht. »So etwas können Sie als Vogelbeobachter gar nicht zu Gesicht bekommen.«
Insgesamt 80 bis 100 Stunden Filmmaterial hat der 64-jährige Filmemacher für den zweiten Teil gedreht, die Arbeiten dauerten rund drei Jahre. Dabei hat Zimmermann, der seit 1977 über 170 Produktionen für die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender gemacht hat, allerdings auch schon Material für den dritten Teil gesammelt. Nach dem Film wollte ein junger Zuschauer wissen, wie man zu solch spektakuläre Aufnahmen kommt. Zimmermann grinste: »Warten, warten, warten – bis Sie die Bilder haben.«
Der Film »Deutschlands wilde Vögel – Die Reise geht weiter« ist nochmals am 27. und 28. November, jeweils um 17 Uhr, im Kino »Traumstern« zu sehen.