Naturschutz mit der Motorsäge


Gießener Anzeiger vom 27.02.2012 – KREIS GIESSEN

27.02.2012 – LICH

Stadt Lich lenkt Ausgleichsmaßnahmen in naturschutzfachliche wertvolle Gebiete

Lich (red), Schon seit nunmehr zwei Jahren plant die Stadt Lich, die Ausgleichsmaßnahmen vorhandener Bebauungspläne zu ändern und in naturschutzfachlich wertvolle Gebiete zu lenken. Die Fläche „Kirchberg“, ein ehemaliger Magerrasen oberhalb des „Niederried“ ist eine solche wertvolle Fläche. Dies zeigt sich auch darin, dass die Fläche zu einem „Flora-Fauna-Habitat Gebiet“ (FFH-Gebiet) der Europäischen Union ausgewiesen wurde. Außerdem ist die Fläche Teil eines ausgewiesenen Vogelschutzgebiets.

Am Kirchberg wurde entbuscht. Unter anderen mit dabei: Dr. Achim Zedler (2.v.l.), Vorsitzender des Kreisverbandes des NABU, Ingrid Moser (4.v.l.), Geschäftsführerin der Landschaftspflegevereinigung und Lichs Bürgermeister Bernd Klein (5.v.l.). Foto: elf

Allerdings ist der Standort bedroht durch die sich immer weiter ausbreitenden Hecken, die die seltenen Arten zuwuchern. So fanden sich noch vor wenigen Jahren Buntes Vergißmeinnicht, Zierliche Kammschmiele, Streifenklee und Thymian auf der Fläche, die man heute nur noch mit Mühe wieder findet. „Solche Standorte sollten uns auch als Stadt verpflichten, etwas zu tun“, erklärte Bürgermeister Bernd Klein. „Natürlich haben wir umso mehr Interesse an der Umsetzung einer vom Regierungspräsidium gewünschten Naturschutzmaßnahme, wenn sie uns auch etwas bringt, nämlich den Ausgleich für unseren neuen Bebauungsplan Fasanerie“. Die Fläche wurde durch die Landschaftspflegevereinigung Gießen, die die Stadt bei der Festsetzung von Ausgleichsmaßnahmen berät, vorgeschlagen. Durch den Ausgleich ist festgesetzt, dass der Standort entbuscht und wieder in Nutzung genommen wird. Auf diese Art und Weise wird sowohl den seltenen Pflanzen als auch den Vögeln ,wie dem dort vorkommenden Neuntöter, wieder ein Lebensraum geboten.

Am Samstag startete der örtliche Naturschutzbund mit einer ersten Entbuschungsmaßnahme. Mit Motorsäge, Motorsense und hohem Arbeitseinsatz rückten die Mitglieder des NABU den Hecken zu Leibe. Im Herbst wollen sich weitere Vereine beteiligen. „Wir freuen uns, dass der Verein für Garten- und Landschaftspflege schon jetzt signalisiert hat, sich zu beteiligen“, so Ingrid Moser, die für die Landschaftspflegevereinigung Gießen (LPV) die Arbeiten betreut. Alle künftigen Arbeiten sollen ausschließlich mit örtlichen Vereinen, Verbänden und örtlichen Landwirten umgesetzt werden. Die hierfür gewährten finanziellen Entschädigungen wiederum kommen dann auch den Vereinen zugute.

„Dadurch haben wir gleich mehrere unserer Ziele umgesetzt“, erklärte Bernd Klein. „Zum einen erhalten wir wertvolle Naturschutzflächen, zum Zweiten binden wir unsere Vereine ein, die dann mit dem erhaltenen Salär auch noch verstärkt Vereins- und Öffentlichkeitsarbeit für sich machen können. Zusätzlich ist der Ausgleich für die künftige Bebauung gesichert und auch finanziell für uns tragbar.“

Lich habe man als Werbestandort bewusst gewählt, hieß es beim Ortstermin. Schließlich habe die hiesige Ortsgruppe zusammen mit der Erich-Kästner-Schule im dortigen Pflanzgarten einen Froschteich geschaffen. Die besonnten und fischfreien Gewässer als typische Lebensräume bedürften der steten Pflege.

Und um etwa Kinder und Jugendliche fachkundig und altersgerecht heranzubilden, hat Elke Hochgesand für Gruppenleiter und Pädagogen die Informationsbroschüre »Abenteuer Laubfrosch« erarbeitet. Sie wies darauf hin, dass die Lebensweise des Laubfroschs am besten durch spielerisches und forschendes Erleben vermittelt werden könne. So würde der »Nachwuchs« ein intensiveres Verständnis für dessen Gefährung, aber auch dessen Schutz bekommen. Die Broschüre ist in der Landesgeschäftsstelle Wetzlar erhältlich oder kann von dort bezogen werden. (Foto: Geck, Nabu)