Operation „Königsrettung“ ist angelaufen


Gießener-Anzeiger vom 21.07.2010

21.07.2010 – LICH

Auch in Lich wird mit Plakaten auf gefährdetete Arten aufmerksam gemacht – 100 Projekte in drei Jahren initiieren

Ob Weißstorch, Apollofalter oder Laubfrosch – zur Erhaltung der Artenvielfalt ziehen Nabu-Mitglieder auf Landes-, Kreis- und kommunaler Ebene an einem Strang, allen voran Diplom-Biologe Mark Harthun und Elke Hochgesand (3. v. r.). Foto: Roesser

(gr). Unter dem Motto „Fast weg. . .“ macht der Nabu im internationalen Jahr der biologischen Vielfalt mit über 800 Großplakaten in vielen hessischen Städten und Gemeinden auf das alarmierende Artensterben aufmerksam. Die drei Plakatmotive zeigen drei besonders gefährdete Arten: Laubfrosch, Apollofalter und Weißstorch. Mark Harthun, stellvertretender Geschäftsführer des Nabu-Landesverbandes Hessen, und Elke Hochgesand, Umweltpädagogin des Nabu-Kreisverbandes Gießen, stellten das Artenschutzprojekt „Ein König sucht sein Reich“ vor der Plakatwand in der Kolnhäuser Straße/Ecke Am Gründchen in Lich vor. Eigentlich sollte das Laubfrosch-Motiv anstelle des Weißstorches angebracht werden, denn der Frosch steht im Mittelpunkt der hessischen Kampagne. Doch dieses Plakat wurde vor dem Getränkemarkt in der Hungener Straße angebracht. Im Kreisgebiet weisen etwa 50 Plakate auf die Aktion hin, bundesweit sind es 4700.

„Der Laubfrosch ist Vorbild für den Froschkönig im Märchen und den Wetterfrosch auf der Leiter. Wir müssen alles dafür tun, diese heimische Amphibienart zu schützen“, sagte Harthun. Unter dem Motto „Erleben – Schaffen – Schützen“ wollen der Nabu Hessen, die Landesregierung und die Stiftung Hessischer Naturschutz dem flinken Kletterkünstler an vielen Orten neue Lebensräume einrichten. Untersuchungen zufolge sei der in Tümpeln lebende Frosch in vielen Landesteilen längst verschwunden. Durch gezielte Artenschutzmaßnahmen wie die Verbesserung bestehender Biotope oder Gewässerneuanlagen soll der leuchtend grüne Frosch eine neue Chance bekommen.

Dass Lich, die Stadt im Herzen der Natur, als Präsentationsort der Aktion gewählt wurde, sei kein Zufall. Hier werde sehr gute Arbeit zur Erhaltung der Artenvielfalt geleistet, betonte Harthun. Er freute sich, zum Vorstellungstermin mit Reinhard Gümbel und Klaus-Peter Emrich zwei Vorstandsmitglieder der Nabu-Gruppe Lich begrüßen zu können. Emrich berichtete von dem Projekt „Waldfroschinsel“, bei dem Schüler der Erich-Kästner-Schule am städtischen Pflanzgarten ein Biotop anlegten (der Anzeiger berichtete) und verwies auf die Homepage der Ortsgruppe www.nabu-lich.de, in der weitere Aktionen dokumentiert wurden.

Hochgesand hob die Bedeutung der Natur- und Umweltbildung für den Erhalt der Biodiversität hervor. Die Autorin der Infobroschüre „Abenteuer Laubfrosch“ wies darauf hin, dass Biologie, Ökologie und Lebensweise des Laubfrosches am besten durch spielerisches Erleben vermittelt werden können. Auf diese Weise sei es Kindern und Jugendlichen möglich, ein Verständnis für Gefährdung und Schutzmöglichkeiten des seltenen Kletterkünstlers zu gewinnen.

Wie der Vorsitzende des Landesverbandes weiter ausführte, sollen im Rahmen des Artenschutzprojektes allein in Hessen in den nächsten drei Jahren 100 Projekte zum Schutz des Laubfrosches initiiert werden. Das Projekt helfe nicht nur dem Wetterfrosch, sondern auch vielen anderen bedrohten Tier- und Pflanzenarten, die ihrerseits von den Hilfsmaßnahmen profitieren können. Laubfroschgewässer seien beispielsweise auch für Vögel wie Blaukehlchen und Kiebitz sowie für andere Amphibien wie Kammmolch und Wasserfrosch nützlich. Im Rahmen des Projektes soll auch das ehrenamtliche Engagement gefördert und fachlich begleitet werden. „Das Jahr 2010 ist von den Vereinten Nationen zum Jahr der Artenvielfalt erklärt worden, um auf den weltweit drohenden Verlust der biologischen Vielfalt von Pflanzen und Tieren aufmerksam zu machen. Mit dem Laubfroschprojekt setzen wir ein sichtbares Zeichen für mehr Artenschutz“, so Mark Harthun. Am Schutz der Arten könne sich jeder durch ehrenamtliches Engagement beteiligen. Allein in Hessen gebe es rund 400 Nabu-Gruppen, in denen man aktiv werden könne. Den Appell zum konsequenten Eintreten für den Artenschutz richtete Mark Harthun in besonderem Maße auch an die Politik.