»Wir sollten Artenvielfalt erhalten«


Gießener Anzeiger vom 11.08.2014

SPD und NABU informieren sich bei Experte Roland Graf über Naturschutzgebiet

Lich (con). Der Licher SPD-Ortsverband hat gemeinsam mit der NABU-Ortsgruppe eine Wanderung durch das Naturschutzgebiet zwischen Nieder-Bessingen und Lich organisiert. Zur Wanderung begrüßte SPD-Vorsitzender Gregor Daubert die vielen Interessierten sowie ganz besonders den in Lich wohnenden Landesvorsitzenden der Sozialdemokraten, Thorsten Schäfer-Gümbel, der mit dem Fahrrad zum Treffpunkt an der Licher Reithalle gekommen war. Gemeinsam mit Biologe Roland Graf, der schon seit mehr als 25 Jahren im Naturschutz tätig ist, erkundete die Gruppe die Artenvielfalt entlang der Wanderroute.

Die Tour ging von Lich aus zum Niederried mit seiner Vogel Vielfalt, weiter zu den Magerrasenflächen bei den »Sieben Bergen« und ins Wettertal. Entlang des Weidgrabens erreichte die Gruppe die Wetter und wanderte an dieser entlang nach Nieder-Bessingen, wo man den Wandertag an der Gaststätte »Kaffeehannes« ausklingen ließ. Auch die 33 Hektar große Ausgleichsfläche für den Flughafenausbau in Kassel-Calden, die »Wirtswiesen«, waren eine Station.

Zur Wandergruppe gehörtre auch der SPD-Landesvorsitzende Thorsten Schäfer-Gümbel  (Vierter von links)                                                                                              (Foto: con)

Zur Wandergruppe gehörtre auch der SPD-Landesvorsitzende Thorsten Schäfer-Gümbel (Vierter von links) (Foto: con)

Bedrohter Magerrasen

An exponierten Stellen erklärte Graf die Besonderheiten der Naturschutzflächen sowie ihre Entwicklung in den vergangenen Jahren. So haben sich im Niederried viele Wasservögel angesiedelt, die das flache Gewässer und die angrenzenden Ackerflächen zur Nahrungssuche nutzen. Der Erfolg der Schutzmaßnahmen lässt sich auch am Storchennachwuchs erkennen, der in den vergangenen Jahren geschlüpft ist. Am Niederried plant der Licher NABU in dennächsten Jahren eine Sanierung des Aussichtspunktes, damit er wieder besser zu erreichen ist.

Auch die zahlreichen Magerrasenflächen entlang der Wanderroute bedurften einiger Erklärung. Als »Mager« bezeichnen Biologen besonders nährstoffarme Bodenflächen, die genau deshalb für bestimmte Arten gut geeignet sind und somit zur Biodiversität – der Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren – beitragen.

Magerrasen sind auch ein gutes Beispiel dafür, dass das Eingreifen des Menschen die Artenvielfalt positiv beeinflussen kann, denn diese Flächen sind meist erst durch die Beweidung mit Schafen entstanden. Durch Nährstoffeintrag, etwa in Form von Düngemittel-Einsatz auf nahe gelegenen Äckern, wird der Boden für andere Arten attraktiver, die die typischen Magerpflanzen dann verdrängen. Auch die Beweidung mit Schafen ist nicht überall möglich, da die Zahl der Schafzüchter in den vergangenen Jahrzehnten stark gesunken ist. Die Magerrasenbelebung in Lich gehört zu einem regionalen Projekt zum Erhalt dieser Lebensräume zwischen Fernwald, Lich und Nidda. »Lich war bei den Naturschutzmaßnahmen in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts seiner Zeit voraus, und wir sollten alles daran setzen, die dadurch entstandene Artenvielfalt zu erhalten« so Roland Graf.

Über die gesamte Dauer der Wanderung stand auch Schäfer-Gümbel für Gespräche bereit und plauderte unter anderem über Gartenarbeit oder Schutzmaßnahmen. Auch er zeigte sich beeindruckt von der Arten-und Naturvielfalt, direkt hinter dem Stadtrand von Lich.