Der NABU- Kreisverband Gießen hat zu dem Thema Horstentfernung im Bereich des Höhlerberges am 17.10.2020 eine Pressemitteilung herausgegeben. Aufgrund der geographischen Lage möchten wir, die NABU-Gruppe Lich, sie hierüber informieren. NABU Kreisverband Gießen e. V., Vorstandssprecherin Peggy Schneeweiss Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, NABU Pressedienst-Nr. 11/2020 – 17.10.2020 Der NABU-Kreisverband Gießen hat kürzlich eine Anzeige gegen Unbekannt bei der Unteren Naturschutzbehörde des Landekreises Gießen gestellt, da im Wald des Höhlerbergs zwischen Lich, Pohlheim und Fernwald mehrere Greifvogelnester (Horste) verschwunden sind. Zum Teil fehlen die kompletten Bäume inklusive der Wurzelteller. Wie man jetzt durch Einsichtnahme in Verfahrensunterlagen der geplanten Windkraftanlagen erfuhr, handelt es sich um deutlich mehr Horste, als bisher bekannt. Im Winter 2017 hatten NABU-Mitglieder eigene Horstkartierungen mit GPS-Vermessungen vorgenommen und am Höhlerberg sechs Horste im 1-km-Radius um die geplanten Windkraftanlagen festgestellt. Bei einer Kontrolle im Winter 2019 fehlten davon drei. In zwei Fällen fehlt der dazugehörige Baum samt Wurzelwerk komplett, zurück blieben Löcher im Boden, im dritten Fall wurde der Horstbaum gefällt und vor Ort zersägt. Da diese Kontrollen ehrenamtlich vorgenommen wurden und sehr zeitaufwändig sind, konnte nur ein Teil des Waldes inspiziert werden. Die Gutachter im Verfahren investierten auftragsbedingt mehr Zeit und kontrollierten das gesamte Gebiet. Sie fanden 2015 acht Greifvogelhorste im Radius von einem Kilometer um die bisher geplanten zwei Anlagen und weitere drei knapp außerhalb. Davon war aber nur einer auch vom NABU gefunden worden. Umgekehrt fanden die Gutachter aber auch nur diesen einen von den sechs Horsten, die der NABU festgestellt hatte. Es geht demnach um 16 Greifvogelhorste im Gebiet. Bei Kontrollgängen der Gutachter 2018 waren alle 10 von ihnen kartierten Horste verschwunden, darunter auch der vom NABU festgestellte, ein Rotmilan hatte sich neu angesiedelt. Insgesamt sind demnach zwischen 2015 und 2018 bzw. 2017 und 2019 insgesamt 13 Greifvogelhorste verschwunden, in mindestens zwei Fällen durch komplettes Entfernen der Bäume. Der NABU fragt, wer so etwas gemacht haben könnte. Dazu ist schweres Spezialgerät notwendig, das vor allem Forstbetriebe haben. Wer könnte Interesse an der Beseitigung der Horste haben? Mit Windkraft ist viel Geld zu verdienen, z.B. durch die Firmen, die solche Anlagen projektieren und bauen, aber auch durch die Grundstücksbesitzer, die pro Anlage deutlich fünfstellige Jahrespachteinnahmen erhalten. Es ist nicht vorstellbar, dass mit so schwerem Gerät in den Licher Wald eingedrungen wird und Bäume gefällt werden, ohne das der zuständige Förster das mitbekommt. Die vorsätzliche Beseitigung von Nestern geschützter Vögel ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz ein Straftatbestand. Der NABU ist sich bewusst, dass ohne direkte Beobachtung der Baumfällungen ggf. kein Verursacher ermittelt werden kann. Dennoch hat man sich zur Anzeige entschlossen, um diesen Straftatbestand öffentlich zu machen. Gerade die Tatsache, dass nicht nur Horste, sondern gleich die ganzen Bäume und dann auch noch mit Wurzeln entfernt wurden, deutet auf eine gezielte und hohe kriminelle Energie hin. Leider sind solche Praktiken inzwischen deutschlandweit an einigen Stellen belegt, für den Kreis Gießen jedoch erstmalig. Sie bringen die Windkraftindustrie und die notwendige Energiewende leider sehr in Verruf. Daher hofft der NABU, dass sich noch Zeugen finden, die die Waldarbeiten in den genannten Zeiträumen bemerkt haben und brauchbaren Aussagen liefern können, damit diejenigen zur Rechenschaft gezogen werden, die die Beseitigung der Horstbäume zu verantworten haben.