Zu heiß fürs Handy – Fugenkräuter mildern Hitze Exkursion rund um die Marienstiftskirche: Arten-Oase im Kopfsteinpflaster


Lich. (red) „Meine Handykamera hat sich ausgeschaltet – ihr war zu heiß.“ So berichtete es eine Exkursionsteilnehmerin an der Licher Marienstiftskirche. Sie bestätigte damit eindrucksvoll die Analyse des Biologen Jakob Nolte, der für gut zwei Dutzend Interessierte die wenig beachtete Natur um das historische Gotteshaus herum erlebbar machte.

„Wir hören jetzt im Sommer wieder häufiger Klagen von Passanten, dass es hier an der Kirche so unordentlich aussieht. Und weshalb wir das Unkraut nicht endlich mal entfernen.“ Wolfgang Pappe vom Kirchenvorstand schlug in seiner Begrüßung den Spannungsbogen, indem er diesen Klagen die Frage entgegenstellte: „Aber wir wollen doch auch die Natur bewahren. Nur: Wie wertvoll ist das, was hier wächst?“ Um zu einer fachlich fundierten Diskussion in dieser Frage zu kommen, hatte die Kirchengemeinde die Kooperation mit der Nabu-Gruppe Lich gesucht – und auf diese Weise den exzellenten Botaniker Jakob Nolte aus Laubach für diese Kirchen-Kräuter-Exkursion gewinnen können.
Nolte gab zunächst eine kurze Einführung in die komplexen Zusammenhänge zwischen Pflanzenvielfalt, Insekten und allen anderen Lebewesen. Der Artenrückgang sei längst so dramatisch, dass jedes Wegbleiben weiterer Arten das gesamte System erschüttere und bald zum Kollaps bringen könne.
Und dann legte er so richtig los: Schon auf den ersten paar Quadratmetern, dort, wo der unaufmerksame Passant nur wildes wucherndes Grün erblickt, identifizierte er gut ein Dutzend Kräuterarten in den Fugen des Kopfsteinpflasters. Darunter hoch spezialisierte Arten wie Mäusegerste, die Strahlenlose Kamille oder den Ackervogelknöterich, die gerade mit solchen harten und trockenen Böden gut klarkommen. Erfreut fand er ein paar Meter weiter einige Wegmalven, die kleine kriechende Schwester der bekannten Gartenmalven.

Lich im Herzen der sterbenden Natur?
„Im Zeichen des Klimawandels“: Nabu lädt zur öffentlichen Wald-Exkursion ein
Lich. Trockenstress und Waldbrandgefahr. Sterbende Bäume und abgestorbene Flächen – natürlich auch im Licher Wald. Liegt Lich bald im Herzen der sterbenden Natur? Und wie gehen die Kommune und ihr Förster damit um? Diese und andere Fragen rückt die Nabu-Gruppe Lich in den Mittelpunkt einer öffentlichen Wald-Exkursion am Samstag, 1. Juli. Lichs Revierförster Uli Gessner wird Rede und Antwort stehen und sich der Diskussion stellen. Der Titel: „Der Licher Wald im Zeichen des Klimawandels“.
Noch ist der Licher Wald sehr vielfältig – auch was Baumarten und unterschiedliche Standorte angeht. Der Licher Forst legt großen Wert auf Mischkulturen und Naturverjüngung. Große Probleme mit dem Klimawandel zeigen sich dennoch seit langem. Mit Uli Gessner steht die Nabu-Gruppe Lich bereits länger in regelmäßigem Austausch. So wird natürlich auch darüber diskutiert, ob das Beispiel der Nachbarn aus Laubach und Hungen ein Modell auch für Lich sein kann. Dort wurden sehr große Flächen komplett aus der Waldbewirtschaftung herausgenommen, im Gegenzug haben die Kommunen über öffentliche Fördertöpfe einen finanziellen Ausgleich erhalten.
Mit der Exkursion am 1. Juli will der Nabu die Diskussion um die Zukunft des Waldes in eine breitere Öffentlichkeit tragen. Alle, denen diese Zukunft am Herzen liegt, sind herzlich zu kostenloser Teilnahme eingeladen. Um den Wald nicht weiter zu belasten, aber dennoch mehr als nur eine kleine Teilfläche sehen zu können, soll die Exkursion mit dem Fahrrad stattfinden. Treffpunkt ist am 1. Juli um 14 Uhr auf dem südlichen Parkplatz im Wäldchen zwischen Lich und Nieder-Bessingen. Für Ortsunkundige gibt es eine Skizze auf www.nabu-lich.de.