„Wer mulcht, tötet“


NABU Lich: „Gestrüpp“ im Graben und am Weg wachsen lassen
– Wen stören denn Brennnesseln?

Lich. „Wer Gräben und Wegesränder mulcht, tötet Schmetterlinge!“ Mit diesen drastischen Worten macht die NABU-Gruppe Lich auf ein schädliches Phänomen aufmerksam, das gerade jetzt, im Mai und Juni, wieder gehäuft in der Landschaft zu beobachten ist.

Was hat das eine mit dem anderen zu tun, wird sich der Laie fragen – kann doch ein Schmetterling einfach wegfliegen, wenn der Mähbalken sich nähert. Der Schmetterling ja, seine Raupen aber können es nicht. Gerade die auffallend bunten und sehr beliebten Schmetterlingsarten wie Tagpfauenauge, Admiral, kleiner Fuchs und andere sind zum Beispiel ganz und gar auf Brennnesseln angewiesen, um sich fortzupflanzen. Andere wie der größte heimische Tagfalter, der Schwalbenschwanz, benötigen Kräuter wie Wilde Möhre, Dill oder Fenchel, die wild im vermeintlichen „Gestrüpp“ am Wegesrand wachsen.

Tagpfauenauge
Admiral
Kleiner Fuchs
Raupe vom Kleiner Fuchs
Schwalbenschwanz

In diese Pflanzen hinein – und oft ausschließlich hier – legen die Schmetterlinge ihre Eier, weil dies die Futterpflanzten der Raupen sind, die sich aus den Eiern entwickeln. Auf ein paar Brennnesselpflanzen inmitten eines größeren Bestandes können bis zu 150 oder sogar 200 Raupen aufwachsen – um sich nach dem Verpuppen in die so beliebten bunten Flattertiere zu verwandeln.
„Gerade jetzt beginnt die Saison“, sagt NABU-Schmetterlingsexperte Ernst Brockmann. Der NABU Lich hat bereits die ersten Gespinste vom kleinen Fuchs und Tagpfauenauge gefunden, deren Raupen kaum sichtbar auf den Unterseiten der Brennnesselblätter fressen. Gleichzeitig sind wieder die kommunalen Mulchdienste unterwegs, oder Landwirte „säubern“ die Ackerränder auf eigene Rechnung. Brockmann: „Wer das Gestrüpp mulcht, nimmt den Schmetterlingen die Möglichkeit der Eiablage – oder tötet sogar Hunderte von Schmetterlingsraupen, ohne es auch nur zu ahnen.“ Ganz zu schweigen von Igeln, die hier ebenfalls oft genug ihr Tagesversteck finden.

Daher appelliert der NABU Lich, das Mulchen zu verschieben. Enge Juli, Anfang August sei das mit weniger Schaden für die Insektenwelt problemlos möglich. „Und wen stören eigentlich die Brennnesseln?“, fragt der NABU.