Ein Reich für den (Laub)Froschkönig


Gießener Allgemeine vom 07.06.2014

Licher Brauerei unterstützt Artenhilfskonzept von Hessen-Forst – Größte Vorkommen an Wetter und Horloff

Lich/Wetzlar (nab). Er ist mehr als ein grünes Amphib, das dem Märchen nach einer Prinzessin eine goldene Kugel aus dem Brunnen holte. Er kann auch nicht nur das Wetter vorhersagen oder Werbung für Putzmittel und Pralinen machen. Und auch Kermit aus der Muppetshow wird dem Laubfrosch nicht ganz gerecht. Was der kleine grüne Frosch nämlich sonst noch alles kann, konnten Besucher und Naturschützer am Donnerstagabend passend zum Weltumwelttag im Gästehaus der Licher Privatbrauerei erfahren. Die Licher Revierförsterei, das Naturschutz-Zentrum Hessen (NZH) mit Sitz in Wetzlar und der Förderverein des NZH stellten gemeinsam mit der Privatbrauerei ein Naturschutz-Projekt vor, das unter dem Motto »Eine neue Heimat für den Laubfrosch« die Population des Tieres in der Licher Gemarkung unterstützt.

Die Brauerei, die sich nicht zum ersten Mal in Umwelt- und Naturschutz engagiert, förderte das Projekt mit 5000 Euro. »Wir fühlen uns nicht nur dem Eisvogel verbunden«, sagte »Licher«-Geschäftsführer Rainer Noll mit Blick darauf, dass die Brauerei in derVergangenheit unter anderem die Anlage von Brutplätzen für ihr »Wappentier« finanziell unterstützte.

Das Projekt in Lich ist Teil eines von Hessen-Forst erstellten landesweiten Artenhilfskonzepts für den Laubfrosch, das seit 2010 unter dem Titel »Ein König sucht sein Reich« mithilfe von vielen NABU- und HGON-Ortsgruppen und Kommunen umgesetzt wird. Die größten und am besten vernetzten Vorkommen befinden sich nach Angaben des Umweltministeriums unter anderem in den Grünlandgebieten der Wetterau, in der Horloffaue sowie in der Wetterniederung zwischen Lich und Hungen. »Im vergangenen Jahr haben wir sechs neue Amphibientümpel im Licher Stadtwald angelegt«, berichtete Revierförster Eckhard Richter. Seit 2010 wurden insgesamt 21 neue Laich-Tümpel ausgehoben, um der auf der Roten Liste Hessen als »stark gefährdet« bezeichneten Art neuen Lebensraum zu schaffen. Das sei nötig, weil seit der Mitte des vergangenen Jahrhunderts die Bestände des laubgrünen Frosches kontinuierlich zurückgehen.
Der Revierförster erklärte, dass bis zu 13 mal 13 Meter große Teiche mithilfe von Baggern angelegt wurden, aber auch bereits vorhandene entschlammt und Bäume an den Ufern entfernt wurden. Denn zum Fortpflanzen und Überleben brauchen die Tiere flache, fischfreie und voll besonnte Gewässer, in deren Nähe am besten Brombeerbüsche stehen, die dann nicht nur zum Sonnenbaden dienen, sondern auch windgeschützt sind und viele Insekten als Nahrung für die Frösche anlocken. Zum Überwintern braucht er frostfreie Erdhöhlen oder Steinhaufen. »Alles in allem ist der Licher Wald ein optimaler Lebensraum für den Laubfrosch«, folgerte Richter.

Erhard Thörner (Mitte) erläutert in den Wirtswiesen bei Lich das Artenhilfskonzept für den Laubfrosch. (Foto: nab)

 

So laut wie ein Presslufthammer
Über den »Kletterkünstler und Sänger« hielt im Anschluss Christian Geske von Hessen-Forst einen artenfachlichen Vortrag. Nur drei bis viereinhalb Zentimeter groß ist der Laubfrosch, aber dafür ein echter Europäer, der von Spanien bis zum Kaspischen Meer vorkommt, so Geske. Berühmt ist der männliche Laubfrosch vor allem auch für seine lauten Rufe, mit denen er die weiblichen Exemplare auf sich aufmerksam macht. Eine große Rufergemeinschaft von mehr als 100 Tieren schafft bis zu 80 Dezibel gemessen in einer Entfernung von fünf Metern. Das ist so laut wie das Dröhnen eines Presslufthammers.

Im Anschluss ging es in der Abenddämmerung noch auf Exkursion zu den Licher Wirtswiesen, wo sich die Teilnehmer zusammen mit Klaus-Peter Emrich und Roland Graf vom Naturschutzverein Lich selbst von den lauten Rufen der Frösche überzeugten. Auch Erhard Thörner aus Langsdorf berichtete über die vielen Maßnahmen, die in den Wirtswiesen in den vergangenen Jahren umgesetzt wurden – unter anderem entstanden Tümpel als Ausgleichsmaßnahme für den Flughafen Kassel-Calden. Seit 40 Jahren setzt sich Thörner, der 30 Jahre lang Vorsitzender des Naturschutzbeirates des Landkreises Gießen war, und 2009 vom damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler für seinen Einsatz für den Naturschutz mit dem Bundesverdienstorden ausgezeichnet worden war, für den Laubfrosch ein. Umso mehr freut ihn, dass die Arbeit endlich Früchte trägt und positive Entwicklungen im Südteil des Landkreises festzustellen sind. Dass die Licher Privatbrauerei all dies fördert, lobte Thörner besonders.